Nach der langen Arbeit an Wuppertals Smart City Strategie geht es nun in die nächste Phase, in der bis 2026 mehrere Projekte umgesetzt werden sollen. Das erste der drei Kernprojekte, der „DigiTal Zwilling“, wurde Anfang September der Wuppertaler Stadtgesellschaft offiziell vorgestellt.
Um 17.30 startete die Veranstaltung im codeks mit der Begrüßung durch Jaqueline Stork, Smart City Expertin im Competence Center Smart City der Stadt Wuppertal. Sie ging direkt zu Beginn noch einmal rückblickend auf die Vision und die Zielbilder der Smart City Wuppertal ein, auf welchen die anstehenden Projekte basieren.
Simone Jöhren vom CCSC gab den Einstieg in die Projektinhalte mit den Grundlagen eines Urbanen Digitalen Zwillings, seiner Definition und seines Nutzens für die Verwaltung und die Stadtgesellschaft. „Der DigiTal Zwilling ist ein detailreiches, lebendiges und interaktives Modell der Stadt Wuppertal, welches Daten, Prozesse und Menschen in einem gemeinsamen Ökosystem verbindet. Der Zwilling unterstützt uns dabei, Daten und Akteure zu vernetzen und die Veränderungen der Stadt sichtbar zu machen. Er erlaubt Was-wäre-Wenn-Szenarien, um Lösungen und ihre Konsequenzen zu verstehen. Dadurch wird eine schnellere datenbasierte Entscheidungsfindung ermöglicht“, erklärt Simone Jöhren.
Es folgte ein Vortrag aus der Fachabteilung, die das Projekt „DigiTal Zwilling“ federführend leitet. Dr. Christine Pohl und Stefan Sander aus dem Ressort Vermessung, Katasteramt und Geodaten stellten im charmanten Interviewstil ihre Arbeitsweisen und Ziele für die kommenden Jahre vor.
Stefan Sander ging zunächst auf die Historie seines Ressorts ein, welches schon seit seiner Entstehung für modellhafte Ansichten von Wuppertal sorgt. „Modelle machen wir schon lange, immer auf dem jeweils neuesten Stand der Technik. Bisher aktualisieren wir unsere Modelle alle 2 Jahre. Das können wir besser! Der Urbane Digitale Zwilling ermöglicht uns ein tagesaktuelles System, ein lebendiges Modell, welches quasi in Echtzeit Wasserstände oder Ampelschaltungen anzeigen kann“, so Sander.
Es wird also nicht von Null angefangen. Der Zwilling ist eine modulare Weiterentwicklung, eine Vernetzung von bereits bestehenden Systemen. Das hat den Vorteil, dass die Fachabteilungen ihre gewohnten Systeme weiterhin nutzen können. Sie profitieren vom interdisziplinären Blick auf die Stadt und der interaktiven Kommunikation mit dem DigiTal Zwilling. Er erlaubt uns aus der Vergangenheit zu lernen, die Gegenwart zu erfassen und die Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Ein perfekter und allumfassender Digitaler Zwilling ist unrealistisch. Um uns die Aufgabe ein wenig zu erleichtern und einen Mehrwert für die Stadt zu erreichen, setzen wir Schwerpunkte in Form von Fach- und Teilzwillingen. Wir kooperieren mit anderen Städten und Akteuren aus Wissenschaft und Wirtschaft. Kommunikation, Dialog, Zusammenarbeit, Vernetzung sind wichtige Aspekte in der Ausarbeitung des Projektes. Auch KI soll genutzt werden, um die großen Datenmengen zu sinnvollen Informationen zu verarbeiten.
Ziel ist es, alle Akteure an einem gemeinsamen vernetzten System teilhaben zu lassen. So können auch nichtstädtische Institutionen und die Stadtgesellschaft Daten einspeisen und nutzen. Dadurch entsteht ein ganzheitlicher Blick auf die Stadt und ihre Entwicklung. Der Zugang wird über ein Rollen- und Rechtesystem geregelt und in unterschiedlichsten Formen ermöglicht.
Netzwerkpartner stellen sich vor
Im nächsten Programmpunkt konnten sich die Besucher:innen bei einer Ausstellung auch mit den Akteuren aus Wuppertal vertraut machen. So präsentierten unter anderem die Wuppertaler Stadtwerke Beispiele des Einsatzes von Echtzeitsensorik im Stadtgebiet. Das Start-Up Viadukt zeigte das Energiequartier als Assistent für die Gebäude-Energiewende und das digitale Straßenschild, das per QR-Code zur Kommunikation durch jede:n im Quartier genutzt werden kann. Besucher:innen hatten die Möglichkeit, sich am Planungstisch der Stadtverwaltung digital durch die Stadt zu bewegen und in einer Testanwendung Bürgerbeteiligung im Urbanen Digitalen Zwilling zu erleben. Ebenfalls konnten Sie sich beim BUGA Förderverein über die Pläne und Interaktionsmöglichkeiten zur Wuppertaler Bundesgartenschau 2031 informieren. Das Competence Center Smart City Wuppertal war natürlich ebenfalls mit einem Stand vertreten, an dem mittels virtueller Realität ein Hochwasserereignis miterlebt werden konnte.
Ideenrunden
In drei Ideenrunden konnten die Besucherinnen und Besucher themenspezifisch einzelne Anwendungsbereiche des Urbanen Digitalen Zwillings diskutieren und weitere Anregungen geben.
Thema Bürger:innenbeteiligung am Planungstisch
Schon während der Veranstaltung gab es die Möglichkeit, über das eigene Smartphone Daten im Rahmen einer kartenbasierten Demo-Bürger:innenbeteiligung an den Planungstisch zu übermitteln. Der Planungstisch ist ein Werkzeug, welches Daten für verschiedene Anwendungen, wie z.B. Stadtplanung auf einem interaktiven Board visualisieren kann. In der Ideenrunde zur Bürgerbeteiligung am Planungstisch wollten wir von den Teilnehmer:innen wissen, wie wir mit dem DigiTal Zwilling die Bürger:innenbeteiligung in Wuppertal am besten unterstützen können. "Digitales soll Analoges und Zwischenmenschliches nicht ersetzten, sondern unterstützen und dadurch die Teilnahmemöglichkeiten erleichtern und erweitern", sagt Dr. Pohl. Dabei kann der Planungstisch auch durch Technik wie zum Beispiel VR (Virtual Reality) unterstützt werden, um Bürgerinnen und Bürgern eine möglichst immersive Idee von kommenden Stadtentwicklungsprojekten zu geben.
Thema Klimaschutz
Bei der Ideenrunde zum Fachzwilling Klimawandel und Anpassung kam eine besonders rege Diskussion auf. Das Thema städtisches Krisenmanagement wurde von mehreren Seiten beleuchtet. Im Ergebnis waren sich aber alle einig: Der Urbane Digitale Zwilling stellt eine effektive Möglichkeit dar, operatives Krisenmanagement zu unterstützen, wenn es gelingt, Inhalte zu kanalisieren und Falschinformationen rechtzeitig zu identifizieren.
Ein anderes Thema war die sinnvolle Visualisierung von Klimaschutzmaßnahmen. Durch die Bereitstellung einer CO2-Bilanz in Echtzeit, zum Beispiel, können Maßnahmen überprüft und negative Effekte des Klimawandels abgemildert werden, statt sich nur seinen Folgen anzupassen.
Thema Mobilität
Die Teilnehmer:innen der Ideenrunde „Zukunftsfähige Mobilität“ waren zum Großteil schon mit der bestehenden Sensorik in der Stadt vertraut. Sie wünschten sich, dass diese besonders zur Steigerung des Lebensgefühls der Wuppertalerinnen und Wuppertaler genutzt wird, beispielsweise durch Bereitstellung von Informationen zu grünen Wegen oder für die Bildung von Fahrgemeinschaften. Ein anderer Anwendungsbereich, der vorgeschlagen wurde, ist die Erstellung von Routenplänen für Rollstuhlfahrende. Dabei können Bürger:innen geeignete Wege in den Digitalen Zwilling einfügen oder topographisch ungeeignete Routen kennzeichnen, um Rollstuhlfahrenden Mobilität zu erleichtern. Auch der Sicherheitsaspekt wurde genannt. So können Einsatzkräfte anhand des Digitalen Zwillings unter Berücksichtigung von u.a. Ampelschaltungen oder Verkehrsaufkommen die besten Routen ermitteln.